information / kommunikation / internet

die kunst wird darin bestehen (bzw. besteht bereits darin) zu selektionieren und sich selbst zu beschränken

information: welch ein unterschied zwischen dem dorftrommler des mittelalters und dem internet heute !

der mensch ist und war zu allen zeiten neugierig, neugierig was um ihn herum passiert, neugierig, was bei anderen menschen passiert, neugierig was beim nachbarn passiert...

genau das war auch einer seiner evolutions-vorteile: auf diese art hat er dazugelernt, hat neues kennengelernt, neue länder, neue kulturen, neue waren, neues wissen etc.

in früheren zeiten wurde diese neugier durch gespräche mit nachbarn und freunden, durch informationen des genannten "dorftrommlers" (die bereits von "höherer stelle" selektioniert und zensuriert waren) befriedigt...

die buchdruckerkunst brachte in dieses feste gefüge schon ein wenig unordnung:
jeder, der die kunst des lesens beherrschte, konnte sich plötzlich über alles informieren, was gedruckt stand.. und das wurde immer mehr.. luther wäre nie so erfolgreich gewesen, hätte es die buchdruckerkunst nicht gegeben

allerdings lag es immer noch nicht am einzelnen, ob er sich den "luxus" der information leisten konnte, denn lesen lernten nur die reichen leute.. und da meist nur die männer...

mit einführung der schulpflicht änderte sich das schlagartig ...
bald informierten die zeitungen alle des lesens kundigen menschen, die nunmehr viel besser durchblickten wie denn die welt um sie funktionierte ...

nicht von ungefähr gingen die ersten revolutionen vom sogenannten "bildungsbürgertum" aus...

schon vor erfindung des computers wurde allerdings die flut an zeitungen und büchern so unübersehbar, dass ein menschenleben nicht mehr ausreichte um alles in sich aufzunehmen...

der mensch lernte zu selektionieren... zu unterscheiden, welche informationen für ihn wichtig, interessant oder unterhalsam sind und welche verzichtbar sind...

natürlich kommt es auch dabei manchmal zu fehlentscheidungen... aber im großen und ganzen hat er das ganz gut hingekriegt

mit der fotografie, dem kino und dem fernsehen kamen die ersten visuellen medien, die massen von menschen "informierten"..

auch hier begann alles ganz "harmlos" ... nämlich in geringen dosen...

und auch hier gibt es mittlerweile "bilderfluten", unzählige filme der kategorie "entbehrlich", "überflüssig" und "langweilig" ... ganz zu schweigen von den unzähligen fernsehkanälen...

das sogenannte "channel-hopping" .. oder "durchzippen" hat zwei seiten:
zum einen kann es durchaus sinnvoll sein .. wenn einem nach fernsehen, information oder unterhaltung ist ... sich auf diese art einen kurzüberblick zu verschaffen bzw. "könig zufall" entscheiden zu lassen, auf eine interessante sendung zu stoßen..
zum anderen kann es aber auch ausdruck der unfähigkeit sein, sich für eines der angebotenen programme zu entscheiden... also der unfähigkeit zu selektionieren...

es wird von "fernsehsucht" gesprochen... den kindern zu lehren mit diesem medium umzugehen ist heute eine wichtige erziehungsaufgabe... die verlockung das fernsehen als babysitter zu missbrauchen ist groß..
ebenso gefährlich ist die zunahme des analphabetismus, der mit diesem überangebot auch zusammenhängt...

die im augenblick neueste entwicklungsstufe der information ist das internet...

und das stellt nicht nur einen quantitativen sprung dar, sondern ist information von ganz neuer qualität:

es entscheidet nicht mehr nur derjenige, der die infos aussendet (z.b. zeitungredaktion, filmemacher, autor etc.) was "gegeben" wird, sondern jeder einzelne..

internet ist eine totale vernetzung "jeder mit jedem"...

auf den internetseiten einiger zeitungen kann man sofort kommentare zu den artikeln schreiben, darauf kann sofort jemand vom anderen ende der welt reagieren...

jeder kann mit jedem via e-mail, div. foren und chatrooms in kontakt treten...

jeder kann eine seite mit nützlichen oder völlig unnützen (im schlechtesten fall schädlichen) informationen ins netz stellen...

auch hier hats klein begonnen.. zunächst hat das nur wenige interessierte und solche, die sich einen computer leisten und damit umgehen konnten, betroffen...

allerdings war da die entwicklung rasanter als bei jedem anderen medium zuvor...

mittlerweile kann beinah jeder sich einen computer und internet-anschluss leisten, ist so ein gerät in vielen büros standard...

die berühmte "internetsucht" ist ausdruck der noch mangelhaft entwickelten fähigkeit, dabei zu selektionieren, denn die faszination des mediums kann zunächst zuschlagen wie eine droge...

die möglichkeit jederzeit mit jedem aktiv (mail, chat, foren) oder passiv (surfen) in kontakt zu treten, lässt einem dies natürlich ausprobieren... und manche werden zunächst mal in den sog reingezogen..

es werden nächte durchsurft.. der blick übern gartenzaun ist weltweit möglich... es werden nächte durchchattet... die neugier auf andere menschen (auch in anderen kulturkreisen) will befriedigt werden, e-mail-kontakt-anzeigen wuchern wie unkraut (es ist auch keine seltenheit mehr, dass sich menschen aus verschiedenen ländern auf diese art kennen und lieben lernen)

auch hier werden die menschen (zumindest die meisten) lernen das rauszufiltern, was gut und wichtig ist... denn die vorteile sind unbestritten: der horizont wächst, der kontakt mit menschen anderer länder hat eine sehr starke völkerverbindende komponente...

die zweite seite ist das wuchern der persönlichen internetseiten, die es ermöglichen eine art exhibitionismus auszuleben, sozusagen "der ganzen welt" mitzuteilen, wer man ist, was man für hobbies hat, wo man auf urlaub war (das konnte man bisher nur mit ansichtskarten denjenigen mitteilen, deren adresse man hatte).. und welche einstellung man zum leben hat...

auch diese seite samt der "vielOsofie" ist im grunde nichts anderes...

aber auch hier ist das unterscheidungskriterium der inhalt: sinnvoll oder sinnlos... und darüber entscheidet jeder für sich, der autor einer seite oder der surfer, der sich auf eine private seite "verirrt": beinah anarchistische zustände..

auf diese weise können alle möglichen gedanken und visionen verbreitet werden, solange sie nicht gegen das strafgesetz oder persönliche rechte verstoßen...
eine tolle chance, aber auch eine gefahr..
nämlich die gefahr, die spreu nicht vom weizen unterscheiden zu können...

muss man doch das (ohnehin zweifelhafte) vertrauen in das geschriebene wort wieder "verlernen", denn das geschriebene wort, also das, was man "schwarz auf weiss" oder im internet im schlechtesten fall auch rot auf blau lesen kann, stammt mehrheitlich nicht mehr von redaktionen, die zumindest die dinge auch auf wahrheitsgehalt überprüfen sollten, sondern von einzelmenschen, die unzensuriert, ungefiltert ihre gedanken wiedergeben, und das können auch abstruse dinge sein, die sie behaupten, eigenartige weltanschauungen, die sie verbreiten wollen...
die letzte instanz bleibt in jedem fall der leser oder die leserin, er/sie muss für sich entscheiden, ob etwas glaubwürdig ist oder nicht...

einige fernsehsendungen leben davon, abstruse und kuriose internetseiten vorzustellen, sich über hänschen meier lustig zu machen, der sich und seine briefmarkensammlung im internet vorstellt und sich obendrein als traumman für die frauenwelt anpreist...

ich bin überzeugt, auch diese form der selektion werden wir erlernen...
warten doch schon die nächsten informations- und kommunikations-herausforderungen...

es wird nicht mehr lange dauern, das wird der nachbar einem die urlaubsfotos via handy ungefragt direkt an den computer schicken.. oder ans handy...

;-) ich bleibe optimistisch: auch DAS kriegen wir in den griff (schlimmstenfalls das handy des nachbarn und vergraben es im garten)